Queen Hellen

Schon seit 5 Monaten geht sie drei mal die Woche bei uns ein und aus. Sie ist fleißig und hilft uns im Haushalt. Endlich findet Lisa eine ruhige Minute, um sich hinzusetzen, um ihre Geschichte anzuhören.

„Ich bin Hellen, 35 Jahre und alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Als 17-jähriges Mädchen hatten meine Freundinnen eines Nachmittags eine Idee – sie schlichen sich aus dem Schulgebäude, um Burschen zu treffen. Ich machte eine der schlimmsten Entscheidungen meines Lebens und bin mit gegangen. Neun Monate später gebar ich meinen ersten Sohn. Meine Mutter wollte meinen Vergewaltiger vor Gericht bringen, aber die Polizei interessierte sich nicht dafür.

Sieben Jahre später verliebte ich mich zum ersten Mal, wir waren noch nicht verheiratet und ich wurde schwanger mit meinem zweiten Sohn. Ich wollte ihn los werden, denn es war eine Schande, ich war alleine. Weder mein Freund noch meine Familie wollten mich mehr. Scham. Mit großer Überwindung entschuldigte ich mich bei meiner Familie und kam mit meinem Neugeborenen zurück.

2007 heiratete ich einen Mann, von dem ich hoffte, er könne uns etwas Stabilität bringen. Ich wollte ein gutes Leben und dachte, es vielleicht doch mit ihm gefunden zu haben. Wir bekamen kurz darauf ein drittes Kind gemeinsam. Doch er fing an mich zu schlagen. Diesmal beendete ich die Beziehung.

Seit dem sind nun schon einige Jahre vergangen, in denen ich versucht habe meine drei Kinder zu versorgen, indem ich in Nairobi (5 Busstunden von meiner Heimat und den Kindern entfernt) arbeite, um die Ausbildung und den Lebensunterhalt für meine Kinder zu bezahlen…“

Unter Tränen erzählt mir Hellen diese Geschichte, ich kann förmlich die Last, die auf ihren Schultern ruht empfinden. Normalerweise lässt sie sich nichts anmerken. Trotz all dem kommt sie jede Woche freundlich und motiviert zu uns.
.…und erst langsam bemerke ich, dass wir nun auch Teil ihrer Geschichte sind.
Während ich zuhöre, beginne ich zu begreifen, was Bob Goff in seinem Buch „Everybody, Always“ meint wenn er schreibt:

“We don’t need a plan to do these things. We don’t need to wait for just the right moment. We just need to show up, grab a parachute, and when it’s time, jump out of our shoes after people the way Jesus jumped out of heaven to be with us. Sometimes, we make loving people a lot more complicated than Jesus did.”
(Bob Goff , Everybody, Always)

Manchmal machen wir etwas Kompliziertes daraus, Menschen zu lieben. Ich zumindest. Ich warte auf den perfekten Masterplan, der super effektiv und effizient zugleich ist. Und so übersehe ich tatsächlich die Menschen, die direkt vor meiner Nase sind. Und von denen gibt es doch erstaunlich viele!

Wir haben Hellen und ihre Kinder für das Wochenende zu uns eingeladen. Unser Ziel war es, ihr zu dienen – darum war es ein Muss sie „Queen Hellen“ zu nennen. Wir hatten Spaß zusammen Kekse zu backen, etwas Schwimmtraining zu geben und das Schönste ist: Je besser man Menschen kennen lernt, desto verbundener fühlt man sich mit ihnen!

Wir möchte Hellen helfen, das Schulgeld ihrer Kinder für das nächste Jahr zu bezahlen. Wenn du dich daran beteiligen möchtest, schreibe uns doch eine Mail.