Habari #08

Habari bedeutet auf Swahili „Nachricht“ oder „Was geht?“. Falls du unsere letzten Rundbriefe verpasst hast, einfach HIER klicken. Du kannst dich auch HIER für zukünftige Newsletter anmelden.

Im Titelfoto: Lisa mit ihrer Sports Friends Gruppe im Kariobangi Slum – vor Corona!

Unsere Vision:
Effektivere Gesundheitsdienste in Ostafrika möglich machen.
HIER kannst du mehr über unsere Arbeit erfahren.


Hallo aus Kenia!

Die Welt steht Kopf! Innerhalb kürzester Zeit hat sich ein Virus in der ganzen Welt ausgebreitet und hält Menschen und Wirtschaftssysteme fest in seiner Hand. Wie viele Menschen fühlen sich im Moment wohl einsam oder werden von Sorgen gepackt? Sorgen um ihre Lieben, um ihren Job, um ihre eigene Gesundheit? Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die viel Anpassungsvermögen und auch Vertrauen fordert. Wir möchten euch in all euren Häusern aus der Ferne viel Kraft, Geduld, Kreativität und Hoffnung zusprechen!
Die aktuelle Situation und die damit verbundenen Gefühle sind für die meisten im Westen eine noch nie dagewesene Herausforderung, doch für fast alle Menschen in den ärmeren Teilen der Welt ist dies leider nichts Neues, sondern gehört einfach zum Alltag, zum normalen Leben dazu. Die Angst vor einer tödlich endenden Lungenentzündung oder Grippe ist für über 100 Millionen Menschen in Ostafrika normal, weil keine medizinische Versorgung verfügbar oder leistbar ist. Im Falle einer Behandlung im Krankenhaus können zwar Krankheiten oder Verletzungen überwunden werden, doch wegen der hohen Kosten bedeutet das oft den finanziellen Ruin der Großfamilie des Patienten. Das ist hier leider traurige Realität!
Wir möchten dich einladen, kurz über deine Gefühle der Unsicherheit in all ihren Aspekten nachzudenken und dir vorzustellen, es wäre dein Alltag. Wir hoffen, dass durch diese Situation mehr Empathie zwischen „Erster Welt“ und „Entwicklungsländer“ entsteht.


Was macht Corona in Kenia?

Nachdem es lange keine Reaktion von der Regierung gegeben hat, hieß es am Sonntag vor 3 Wochen: „Ab morgen sind alle Schulen geschlossen.“ Unsere Kinder sind also recht abrupt in den Genuss des virtuellen Unterrichts gekommen, der im Moment noch recht zeitintensiv ist. Einige unserer Freunde und Lehrer sind zurück in ihre Heimat geflogen. Unerwartet und auf unbestimmte Zeit Abschied von lieben Vertrauten nehmen zu müssen, hinterlässt bei uns eine Lücke. Nach den Schulsperrungen folgten die Einstellung des Flugverkehrs, diverse „Physical Distancing“ und Hygiene Vorgaben sowie nächtliche Ausgangssperren und Bewegungseinschränkungen.

Hier eine von hunderten Handwaschstationen die Tazama Nia in ihrer Gegend aufgestellt haben.

Das größte Problem ist, dass die meisten Menschen hier morgen nichts mehr zu essen haben, wenn alles stehen bleibt. Man spricht von 90% der Bevölkerung, die keine Ersparnisse haben und somit „von der Hand in den Mund“ leben. Wie sollen sie einfach ein paar Wochen zuhause bleiben und nichts tun? Die Reaktion der Regierung auf ein gesundheitliches Problem zum Schutz der in erster Linie älteren und vorerkrankten Bevölkerung wird auf einmal auch zu einem Überlebenskampf für komplett gesunde Menschen- sehr viele Menschen! In vielen ärmeren Teilen des Landes – vor allem in den Slums – herrscht deshalb eine angespannte Stimmung, aber fast alle bemühen sich wirklich sehr.
Es ist aber oft nicht möglich, den einfachen Vorschriften, wie zum Beispiel Hände waschen, nachzukommen, weil das Wasser, das in gelben Kanistern auf Handkarren geliefert wird, immer teurer wird. Soziale Distanz ist in diesen dicht besiedelten Stadtteilen auch sehr schwierig und in Einzimmerhütten mit mehreren Generationen schlicht unmöglich. Wir hören, dass kranke Familienmitglieder einfach in leeren Häusern ausgesetzt werden. Es werden Essenspakete verteilt und Handwaschstationen aufgebaut, aber auch Aufklärungsarbeit ist wichtig, um den vielen „fake News“ entgegenzuwirken.


An der Homefront

Für uns als Familie bedeutet das Ganze im Vergleich zu anderen nur Unannehmlichkeiten. Nachdem es jetzt keinen normalen internationalen Flugverkehr mehr gibt, haben sich einige ausländische Freunde, Kollegen und auch Lehrer entschieden, verfrüht nach Hause zu fliegen. Unvorbereitet Abschied zu nehmen hinterlässt eine gewisse Leere bei uns, vor allem bei den Kindern. Wir haben uns nach langem Hin und Her entschieden, hier zu bleiben – nicht leichtfertig. Ob wir dann im Sommer fliegen können, ist ungewiss.
Die Kinder müssen jetzt ihren Schulalltag daheim absolvieren. Das ist nicht nur für sie eine ordentliche Umstellung, sondern eine Herausforderung für die ganze Familie.

Onlineschule im Wohnzimmer

David fühlt sich in dieser Situation in der Wichtigkeit seiner Arbeit bestätigt. Die Schwächen im Gesundheitssystem werden im Moment allen vor Augen geführt, und BANDA Health ist ein Teil der Lösung. Er ist mit den Kliniken per Videokonferenz nach wie vor in Verbindung und kann gut von zu Hause arbeiten. Er freut sich, dass ihm nun die vielen Stunden im Verkehr erspart bleiben. Die Kommunikation mit den Einheimischen gestaltet sich allerdings sehr mühsam, weil das Nonverbale, das einen wichtigen Teil in dieser Kultur einnimmt, nicht übermittelt wird. Zudem erschweren schlechte Internetverbindungen und Stromausfälle die Kommunikation.

Lisa hat leider den physischen Kontakt mit den beiden Frauengruppen abbrechen müssen. Das schmerzt sie, weil gerade eben erst Freundschaft und Vertrauen aufgebaut wurde. Wir hoffen aber, dass wir im Community Center Ngando mehr mithelfen können. Mit welchem Einsatz die Menschen dort Nachbarschaftshilfe betreiben, ist wirklich ermutigend! Hier ein paar Bilder:

Tazama Nia

Im letzten Brief haben wir euch von einem „Traumaverarbeitungskurs“ erzählt, den Lisa in Zusammenarbeit mit einem Community Center in Ngando anbietet. Es sind gleich 16 Frauen zum ersten Treffen gekommen, bei dem über Themen wie „Was ist ein Trauma?“, „Was sagt Gott über Emotionen?“, „Der Weg von der Verletzung zur Resilienz“ usw. gesprochen wurde. Im Tandem mit Caro, einer kenianischen Lehrerin, die die Frauen alle gut vom Englischkurs kennt, zu arbeiten, war eine richtige Freude – Lisa hat den Inhalt vermittelt, Caro hat die kulturelle Brücke geschlagen mit wichtigen Ergänzungen.

Hier eine Mitschrift aus dem letzten Traum-Healing-Kurs

Tazama nia (bedeutet übersetzt „erwartungsvoll in die Zukunft sehen“) heißt das oben erwähnte Community Center, in dem viele Frauen und Kinder ein- und ausgehen. Unsere Freunde, die dieses Zentrum leiten und täglich mit den Menschen dort in Gemeinschaft leben, wollen ganzheitlich für die verletzbarsten Menschen da sein. Sie bieten Hilfe für Kinder, Analphabeten und Alkoholkranke an. Bei unserem letzten Camping Wochenende, hat uns Brad, der Gründer des Centers, von ihrer Vision erzählt, ein Teil der Geschichte dieser Menschen werden zu wollen (mehr Infos dazu auf ihrer Webseite). Falls diese Arbeit Interesse in dir weckt, könnte dort ein Praktikum vielleicht etwas für dich sein? Sie suchen immer wieder PraktikantInnen für 3-6 Monate.

Layla und Lisa bei der Nachmittagsbetreuung im Community Center von Tazama Nia. Layla trägt ein Kopftuch, um ihre blonden Haare vor neugierigen Fingern zu beschützen.

und sonst…

Was die Medien oft vergessen, ist, dass andere Probleme wegen Covid-19 keine Pause machen. In Europa endet jetzt langsam die jährliche Grippesaison, aber Krebs macht trotzdem weiter. In Amerika sterben immer noch 70 Tausend Menschen pro Jahr an Drogenüberdosis und 50 Tausend wegen Selbstmord. Hier haben Typhus, Malaria und Gastritis die Menschen fest im Griff. Terroristen und Heuschrecken treiben ihr Unwesen und verstärken die allgegenwärtige Armut noch mehr, so als ob sonst nichts wäre. Wir konzentrieren uns aber auf das was wir im Moment beeinflussen können.

Zusammengefasst, es geht uns verhältnismäßig gut und wir versuchen all diese Dinge vor unserem allmächtigen Herrn im Gebet zu bringen, dann werden wir Gottes Frieden in stürmischen Zeiten finden. Wie es in der Bibel im Brief an die Philipper in Kapitel 4 steht:


Dankt für…

Gesundheit

Familie und Freunde

Bewahrung vor Unfällen und Angriffen

Lisas Traumagruppe

Die Helden in den kleinen Kliniken, die ihr Bestes für Ihre Patienten geben

Funktionsfähiges neues Auto

Bittet für…

Harmonie in Ausgangssperre (homeschooling)

Layla hat in letzter Zeit oft Alpträume und Angst

Dass die Slums vor Corona verschont bleiben

Schutz (Krankheiten/Verletzung)

Auch ermutigend ist, dass Queen Hellen (Ihr erinnert euch an den letzten Brief?) mit eurer Hilfe das Schulgeld für all ihre Kinder bezahlen konnte! DANKE! Da macht Geben so richtig Freude!


Danke an euch alle, dass ihr eure positive Einstellung in Zeiten wie diesen behaltet und nicht aufhört, zu ermutigen und auf den Herrn zu warten! Unlängst meinte ein Kind: „Ich glaube, Jesus kommt bald.“ Wir wünschen uns, dass uns dieses Ereignis, wenn der Herr kommt, nicht so überrascht, wie es unsere globale Fragilität getan hat.

Wir wünschen euch Gottes Frieden und Segen und dass ihr in diesen Zeiten erkennt, wie ihr Teil der Lösung sein könnt.

die Miners