Habari #11

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Habari bedeutet auf Swahili „Nachricht“ oder „Was geht?“. Falls du unsere letzten Rundbriefe verpasst hast, einfach HIER klicken. Du kannst dich auch HIER für zukünftige Newsletter anmelden.

Unsere Vision:
Effektivere Gesundheitsdienste in Ostafrika möglich machen.

Can I just forget?

„Wir sind so dankbar, dass wir an diesem Training teilnehmen dürfen!“, meinte unlängst eine der “aunties”, wie hier die Mitarbeiterinnen im Kinderheim genannt werden. Seit gut einem Monat verbringe ich (Lisa) drei Tage die Woche mit den rund 30 KinderbetreuerInnen in Naomi‘s Village. Kenianer lieben Trainings. Doch was einige Frauen hier überrascht, ist, dass es bei den Trainings mit mir weniger um die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten geht, sondern vielmehr ein Raum für Heilung an der eigenen Seele geboten wird. Interessiert an diesem trauma healing Programm? Hier geht’s zur Homepage)

Die Schicksale der Frauen sind schwer: Körperlicher und sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Hunger sind leider die Regel. Die Frauen sorgen sich, wie sie sich um die Probleme der Heimkinder kümmern können, wenn sie doch selbst so viele „Herzenswunden“ haben. Eine der Frauen stellte die Frage: „Kann ich mein Trauma einfach vergessen?“
Bei offenen Wunden am Körper müssen die Fremdkörper und der Dreck zuerst entfernt und dann die Stelle desinfiziert werden, sonst kann es zu noch schmerzvolleren Infektionen führen. Genauso verhält es sich bei seelischen Wunden, den so genannten „Herzenswunden“. Wenn der Schmerz in unserer Seele weggedrückt und ignoriert wird, wird es nicht besser. Leider ist das Vergessen von seelischen Wunden ein Mythos, denn die Trigger kommen immer mal wieder hinter der Ecke hervor und streuen Dreck in die Wunde. Mutig entscheidet die Frau, die diese Frage gestellt hat, nun auch zu regelmäßigen Einzelgesprächen zu kommen, um an ihrem Schmerz zu arbeiten. Das ist nicht leicht, denn über den eigenen Schmerz zu reden, ist für viele hier in dieser Kultur ein Zeichen der Schwäche. Meine Hoffnung ist, dass diese Frauen nicht weiterhin ihre Schmerzen wegdrücken und ignorieren, sondern folgende Prinzipien in ihr Leben zu integrieren lernen:

  • „Trauern ist ein Prozess“,
  • „Gefühle sind nicht böse, sondern liefern mir wichtige Hinweise auf meine innere Realität“,
  • „Gottes Güte ist nicht abhängig von unserem Verhalten“

Ankommen

Hier ein kurzes Video von unserer neuen Umgebung. 

Zusammenfassung des Videos:

Die Mädels haben wieder mit dem Präsenzunterricht in der Schule begonnen und alle sind sehr froh, dass das Homeschooling vorbei ist und wieder etwas Normalität einkehrt. Lisa hat mit ihrer neuen Arbeit gestartet und geht in der Tätigkeit voll auf.
David war zu Besuch in Garissa, wo er schon lange einmal hinwollte. Er hat dort Kliniken von Banda Health besucht und einen neuen „Ambassador“, einen regionalen Vertreter von Banda Health, Vorort ausgebildet. Er durfte auch die verschiedenen Institutionen, mit denen das Kijabe Hospital zusammenarbeitet, besuchen und an einem Community Health Volunteer Training teilnehmen. Derzeit arbeitet David mit dem Garissa County Referral Hospital an einer neuen Organisationsstruktur für ihre Notaufnahme.
Als Familie sind wir dankbar, in Kijabe zu sein und haben uns inzwischen auch recht gut eingelebt. Wir sind auch jetzt bereit für Gäste 😉

David versteckt in der Menge bei einem Erste-Hilfe-Training, das im Zuge seiner Garissa-Reise stattfand.
Wir machen regelmäßig Dates mit unseren Mädels. Das hier war ein besonderer Camping-Ausflug von Mama und Layla am Lake Naivasha.
Erster Schultag an der Rift Valley Academy, die nur 5 Minuten zu Fuß von unserem Haus entfernt ist.

Korruption stinkt

David hatte in letzter Zeit viele frustrierende Erlebnisse mit Korruption. Von Seiten der Regierungsvertreter war es zum Teil erwartet, aber nicht von Kirchen und kleinen Institutionen wie Schulen oder Stromversorgern. Man hat das Gefühl, dass sich jeder nur auf den eigenen Profit konzentriert, ohne Rücksicht auf Verluste. Von den Zollbeamten angefangen, die 2,3 Millionen Kinderimpfungen ablaufen lassen, zu den Polizisten, die für ein vergewaltigtes junges Mädchen keinen Finger rühren wollen, bis hin zum reichen Bischof, der in einer Predigt über die Geistesgaben Gottes die armen Gemeindemitglieder aufgefordert hat, ihm (noch) mehr Geld zu geben. Korruption ist überall und wirkt manchmal unüberwindbar.
Es ist nicht unsere Aufgabe hier, Korruption zu beenden. Es hat sie schon immer gegeben (Prediger 5:7) und es ist Gottes Aufgabe, zu richten (Markus 12:38-40). Aber dagegen kämpfen, das tun wir schon!
Es gibt dann aber auch immer wieder sehr ermutigende Erlebnisse von Menschen, die über ihre Mittel großzügig sind. Eine Kollegin, die eine lukrative Karriere in Amerika aufgibt, um Mutter und Bruder zu versorgen, oder den Spitalsadministrator, der trotz angedrohter Kündigung weiterhin für gute Strukturen und eine gute Versorgung in seinem Regierungsspital kämpft. Da ist Gott am Wirken!
Wir durften auch erleben, wie mit wenig Einsatz und wenig Geld sehr viel verändert und verbessert werden konnte:

  • Mit ein bisschen Hilfe kann zum Beispiel eine Freundin, von der die Mietwohnung demoliert wurde, jetzt ein Haus bauen.
  • Mit weniger als 30 Euro von der österreichischen Zentralbank können jetzt über 60 Kinder wieder in die Schule gehen, wo sie ihre einzige warme Mahlzeit am Tag bekommen, oder ihre Lehrprüfung machen, um die HIV-infizierte Familie zu versorgen, oder ein Landwirt, dessen Brunnen eingestürzt ist, kann wieder einen neuen Brunnen graben, der für die umliegenden Höfe neue Möglichkeiten schafft.

Es ist so leicht zu helfen, aber wo sollen wir anpacken, und wo sollen wir uns zurückhalten? Diese Frage stellen wir uns mehrmals täglich.

Hier haben wir Hilfe für ein missbrauchtes Mädchen gesucht, leider erfolglos.
Das Fundament für Mumbis neues Haus

Gebetsecke

Dankbar…

  • dass Kinder in Kenia wieder in die Schulen dürfen
  • für die leistbare Lebenssituation
  • für Freunde für die Mädels
  • dass jetzt Lisa und David beide eine erfüllende, bereichernde Arbeit haben
  • dass wir in so einer schönen und spannenden Gegend leben dürfen

Hoffnungsvoll…

  • dass für uns nun eine Zeit mit mehr Stabilität und guter Routine beginnt
  • dass wir eine gute Glaubensgemeinschaft für unsere Familie finden
  • dass wir es schaffen, den richtigen Umgang mit dem Leiden und der Korruption hier zu finden, ohne negativ zu werden
  • dass die Obrigkeiten in Kenia das Land aus dem Covid-Tief hinausführen können

Vor kurzem schauten wir uns Charles Mullys Lebensgeschichte auf youtube an. Sein Weg – vom Straßenkind zu einem der größten Helfer für Straßenkinder in Kenia – ist sehr bewegend, und ihr bekommt ein gutes Bild davon, wie es in Kenia ausschaut. Enjoy!

Liebe Grüße,

die Miners