Hallo aus Kenia,
Nun ist einige Zeit vergangen, seitdem wir geschrieben haben, dafür durften wir viele von euch beim Heimataufenthalt im Sommer sehen.
Regulationsstationen, Seelsorgeseminare & Soul Care Gruppen
Wenn ich in die kenianische Schule (CPA) komme, lachen mich die Kinder freundlich an und sagen „aunty Lisa, are you coming for the peace corner?“. Im letzten Semester habe ich mit rund 10 VolksschullehrerInnen verstärkt an einem Konzept zur Förderung von Emotionsregulation im Klassenzimmer gearbeitet. Das Ergebnis sind sog. „Regulationsstationen“, die den SchülerInnen Raum geben, sich selbst zu regulieren, wenn sie in der „roten“ oder „blauen Zone“ sind, um den Weg vom „fear brain“ zum „learning brain“ zu unterstützen.
Ein Mädchen der 5. Klasse, die gerade die Regulation Station benutzt
Auch die Vorbereitungen für weitere Seelsorgeseminare laufen schon wieder auf Hochtouren. Diesmal werden wir zusätzlich ein Seminar für Frauen an der Küste sowie ein spezielles Training für PastorInnen anbieten. Diese Woche hatten wir unser erstes Team-meeting für das nächste Seelsorgeretreat! Es ist spürbar, dass wir heuer schon um einiges mehr gefestigt sind als Team, da wir uns kennen und vertrauen und ein feines Miteinander genießen. Unlängst sprach ich mit einer Pastorin aus dem Nachbarsort, die meinte; „So viele Menschen kommen zu mir mit ihren Problemen und oft habe ich keine gute Antwort bereit. Viele PastorInnen haben ihre Vertrauenswürdigkeit verloren, weil sie wegschauen oder mit über-geistlichen Floskeln antworten.“
Aus einer Seelsorgeseminar ist eine Art Frauenhauskreis entstanden
Meine Vision ist es mehr Orte zu schaffen, wo man sich gegenseitig unterstützen und anfeuern kann, in sein Potential hineinzuwachsen. Das abzugeben was hinderlich ist und das anzunehmen was frei macht, ist dabei ein wichtiger Prozess. In den letzten Monaten hat sich eine Soul Care Gruppe gebildet hier in Kijabe und ich bin erstaunt über die Ehrlichkeit von diesen Frauen.
Mit ein paar von ihnen treffe ich mich auch regelmäßig zum Mentoring. Manchmal gehen wir gemeinsam auf einen „walk & talk“, manchmal helfen die story cubes, um Familiendynamiken besser zu verstehen.
Um ca. 100 Euro kann eine Person an den Seelsorgetagen teilnehmen. Möchtest du dafür etwas finanziell beisteuern? Siehe Überweisungsinfo ganz unten.
Links: Meine Freundin mit der ich eine Zweierschaft habe / Rechts: Alternative Methoden, um Geschichten und Erlebnisse zu verarbeiten
Banda Health
Unser Team ist nach einer schwierigen Zeit wieder gewachsen und wir fühlen uns wieder produktiver. Die Anzahl der Kliniken – und somit auch Patientenbesuche – die wir unterstützen steigt weiter. Die Regierung macht im Moment viele Veränderungen am Gesundheitssystem, manche davon wirklich nötig und gut, andere nicht nachvollziehbar. Das macht uns aus zwei Hinsichten zu schaffen, einerseits schuldet das Gesundheitsministerium den Kliniken und Spitälern durchschnittlich 6 bis 9 Monate Ausgleichszahlungen (d.h., sie bleiben auf allen Kosten sitzen), andererseits müssen viele Prozesse (die nach viel Mühe endlich gut funktionieren) an die neuen Strukturen angepasst werden.
Links: Klinik im Maasailand / Rechts: Laborgeräte werden mit einem Partner diskutiert
Aktuell genieße ich (David) vermehrt „Roadtrips“ durch das Land mit einem Partner, der abgelegenen Kliniken mit handlichen mobilen Ultraschalgeräten (die man in ein Handy einsteckt, mit KI Unterstützung) ausstatten möchte und Ausbildungs- und Telemedizinbeziehungen knüpfen will. Dadurch bekommen Clinical Officers die noch nie eine Ultraschalaufnahme analysiert haben, vor Ort, bisher unvorstellbare Diagnostikmöglichkeiten. Es ist superspannend zu sehen, wie ihre Augen aufleuchten, wenn im Bildschirm mein verdautes Mittagsessen klar zu sehen ist (ich bin meistens ihre Trainingsattrappe) 😊. Da sprudeln sie über mit Ideen und Möglichkeiten, was sie jetzt alles besser diagnostizieren können.
Nebenprojekte
Neben unseren zwei Hauptbeschäftigungen (Lisa – Trauma Seelsorge, David – Banda Health) sind wir (mit eurer Hilfe) in den letzten Jahren in vielen kleineren Hilfsaktivitäten involviert gewesen. Einige haben gefragt, wie es da voran geht. Hier ein kurzer Überblick:
Mumbis Haus – das Haus ist fertig, abbezahlt und seit zwei Jahren das Zuhause unserer Haushelferin Mumbi, ihrem Mann und vier Kindern. Aber sie müssen noch in der Trockenzeit (wenn das Regenwasser aufgebraucht ist) Wasser vom Bach holen und für Strom haben sie unser Campinganlage (10Watt PV und eine kleine Batterie für Lichter und Handy laden) im Einsatz. Mumbi ist so stolz drauf. Hier ein Dankeschönvideo von ihrer Tochter an die „Leute in Europa“. Sie beschreibt darin, wie sich ihr Leben verändert hat seitdem Moombi eine stabile Arbeit hat.
Die Übersetzung findet ihr in der Videobeschreibung
Dorfbäckerei – das läuft gerade nicht so gut, weil die meisten Menschen sich in der aktuellen Teuerungskrise Brot, Kuchen und ähnliches nicht leisten können. Dazu gibt es mehr Kriminalität, die ganzen Nachbarsläden sind in den letzten Wochen von Dieben ausgeräumt worden und müssen schließen (wenn der Regen stark ist, sind die Blechdächer so laut, dass man nicht hört, wie sie einbrechen). Die Schlösser der Bäckerei sind beschädigt, aber die Räuber haben es diesmal nicht rein geschafft).
Wasserprojekte – in der letzten Trockenzeit war der Brunnen auf dem Hof von Njihia die einzige Wasserquelle für viele Bauernhöfe im Tal unterhalb von Kijabe. Der Regenwassertank von Benson hat zwar 3 Monate lange all seine Nachbarn in Kabete versorgt, irgendwann waren die 15 Tausend Liter aber auch alle. Da es jetzt endlich wieder regnet, ist sein Tank wieder voll.
Finanzberatung – David bietet immer wieder Finanzberatungen für Familien in der Gegend an. Schon am Anfang war schnell zu erkennen, dass die meisten keinen Überblick über ihre Einnahmen und Ausgaben haben. Um mit der Dokumentation zu helfen hat David eine App entwickelt, womit Leute einfach ihre ganzen Familientransaktionen festhalten und Sparpläne machen können. Die Pilotphase ist nun abgeschlossen und wir stehen kurz vor der Veröffentlichung.
Ersthelfertraining – dabei bekommen motivierte junge Leute eine wochenlange Erste Hilfe Training und eine einfache Ausrüstung. Dieses Projekt steckt noch in den Kinderschuhen und wird möglicherweise nicht weiterverfolgt, da die Regierung gerade ein ähnliches Projekt startet. Wir werden beobachten, wie erfolgreich das Regierungsprojekt ist, und davon lernen 😊
Schulgeldhilfe – leider passiert es oft, dass Kinder die Schule unterbrechen müssen, weil sich die Familie die Schulgebühren nicht leisten kann. Seit unserer Ankunft in Kijabe haben eure Spenden schon über 80 Kinder in schwierigen Situationen geholfen, in der Schule zu bleiben. Einige von euch haben sich sogar verpflichtet, Kinder in wirklich aussichtslose Situationen, bis zum Schulabschluss mit den Schulgeldern zu helfen. Das ist nicht nur großzügig und barmherzig, sondern auch eine gute Investition in die Zukunft.
Wenn ihr diese Nebenprojekte unterstützen möchtet, bitte bei der Überweisung in dem Verwendungszweck das Wort „Nebenprojekte“ anhängen (für AT: „Familie Miner – Nebenprojekte“. Für DE und CH, bitte mit uns direkt Kontakt aufnehmen).
DANKBAR:
- Für Regen! Es wächst endlich wieder Obst und Gemüse!
- Aus den Seminaren im Mai sind zwei „Soul Care“ Kleingruppen entstanden.
- Davids Bruder, Mix mit Familie ist jetzt auch hier in der Nähe (und vielleicht sogar unsere Mädels unterrichtet an der RVA)
HOFFNUNGSVOLL:
- Dass sich die richtigen Leute (rechtzeitig 😊) anmelden für die Seelsorge-Seminare im Februar und das Team noch weiter zusammenwächst
- Teile des Landes sind aufgrund von Überschwemmungen seit Wochen nicht erreichbar, es lauert eine humanitäre Katastrophe am Horizont
- Vor Weihnachten steigt die Kriminalität erheblich. Einige Freunde fürchten Einbrüche etc.
Hier noch ein paar Eindrücke unserer letzten Monate:
Links: Lisa hat David auf ein Klinikbesuch an der Küste im Ort Lamu begleitet. Dazu gehört dann natürlich ein Ausflug in einer traditionellen Dhow zum Fischen / Rechts: Layla mit ihrer Basketballmannschaft auf Schulturnier.
Links: Noemi hat zum ersten Mal auf Heimataufenthalt geholfen mit unseren Vorträgen / Rechts: Ein Sonnenuntergangsspaziergang in Kijabe.
Links: Schwager Berndi aus Malawi war in Kenia und hat Zeit für eine Mountainbikerunde gefunden / Rechts: Ein Besuch bei Diguna
Kollegen von unserer sendende Organisation Hilfe die ankommt haben uns in Kenia besucht, hier in einer kleinen Klinik am Rande von Nairobi.
Wir wünschen euch ein gesegnetes Weihnachtsfest. Liebe Grüße aus Kijabe,
Die Miners
Lisa, David mit Noemi und Layla